Classroom Leadership
- Alexander Ludwig

- 25. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr.
Führungskultur beginnt im Klassenzimmer
Warum moderne Führung nicht erst in der Arbeitswelt, sondern schon im Schulalltag beginnt
„Ich unterrichte doch nur – was hat das mit Leadership zu tun?“ Diese Frage begegnet mir oft. Sie ist verständlich – schließlich sprechen wir im Schulkontext selten von Führung. Und doch: Wer täglich mit jungen Menschen arbeitet, Lernräume gestaltet und Orientierung gibt, übernimmt Führung. Jeden Tag, Stunde für Stunde.
In den letzten Monaten durfte ich an einem Leadership-Programm teilnehmen, das mir neue Perspektiven eröffnet hat. Was bedeutet gute Führung in Zeiten von New Work? Was können wir als Lehrkräfte daraus mitnehmen – und wie kann Schule davon profitieren?
Leadership ist mehr als eine Funktionsstelle
Wer führt, sitzt nicht zwangsläufig in der Schulleitung oder in einer Steuergruppe. Führung beginnt bei der Haltung – bei der Entscheidung, Verantwortung zu übernehmen. Für sich selbst. Für andere. Für das, was gerade gebraucht wird.
Diese Erkenntnis hat mich bewegt. Denn allzu oft verlieren wir uns als Lehrkräfte im Funktions- und Erwartungsrahmen unseres Berufs. Zwischen Unterricht, Konferenzen, Gesprächen, Projekten und Notendruck bleibt wenig Raum, um die eigene Rolle zu reflektieren. Dabei wäre genau das so wichtig.
Was bedeutet Leadership im Klassenzimmer konkret? (5C nach Helge Hellberg)
In der Auseinandersetzung mit modernen Leadership-Konzepten – von Servant Leadership bis zu New Work-Prinzipien – ist mir klar geworden: Viele dieser Ideen leben wir längst, oft intuitiv. Und doch hilft es, sie bewusst zu benennen und weiterzuentwickeln.
Hier ein paar Beispiele, wie sich Classroom Leadership für mich heute zeigt:
Ich schaffe Klarheit, indem ich transparent kommuniziere, was im Unterricht zählt – fachlich, aber auch menschlich.
Ich bin mutig, wenn ich mit Schüler:innen über Fehlerkultur spreche oder neue Wege im Lernen ausprobiere.
Ich zeige Fürsorge, nicht nur für die Klasse, sondern auch für mich selbst. Nur wer gut für sich sorgt, kann andere wirksam begleiten.
Ich bleibe neugierig, auf neue Methoden, Perspektiven – und auf die Jugendlichen selbst.
Ich verpflichte mich, das Beste aus jedem Lernmoment zu machen – auch wenn nicht alles planbar ist.
Führung als Haltung – nicht als Hierarchie
Für mich ist ein Haltungswechsel entscheidend: Leadership wird heute nicht mehr als Status definiert, sondern als Ermöglichung und Entwicklung über Sinn und Beziehung. Führung heißt, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich entwickeln können. Und das ist doch genau das, was guter Unterricht auch will.
Wenn wir als Lehrkräfte unsere Rolle im Sinne von Leadership verstehen, verändert sich der Blick: Wir sind nicht nur Vermittler:innen von Inhalten, sondern Gestalter:innen von Kultur. Von Lernkultur. Von Beziehungskultur. Von Haltung. Und letztlich auch von Führungskultur. Wir legen das Fundament für die Führungspersönlichkeiten der Zukunft.
Mensch und Maschine – warum Beziehung mehr zählt denn je
Gerade im Zeitalter der Maschine rückt das Menschliche wieder stärker in den Fokus. Wissen ist heute jederzeit abrufbar – oft präziser und schneller durch KI-gestützte Systeme, als wir es im Unterricht leisten können. Wissensvermittlung wird zunehmend ausgelagert – aber Beziehungsarbeit kann nicht automatisiert werden. In einer Welt, die durch Unsicherheit (VUCA) und Überkomplexität (BANI) geprägt ist, sind es menschliche Eigenschaften wie Empathie, Präsenz, Orientierung und emotionale Intelligenz, die den entscheidenden Unterschied machen.
Classroom Leadership heißt deshalb auch: Menschlichkeit kultivieren. Zuhören, Resonanz schaffen, Vertrauen aufbauen – all das wird in einer von Maschinen durchdrungenen Welt nicht weniger, sondern wichtiger. Schule bleibt ein Ort, an dem echte Begegnung zählt – und genau darin liegt unsere Führungsaufgabe.
Und was hat das mit New Work zu tun?
New Work stellt Fragen, die auch Schule sich stellen muss:
Wie schaffen wir sinnstiftende Lernprozesse?
Wie stärken wir Selbstverantwortung?
Wie ermöglichen wir echte Beteiligung?
Diese Fragen sind nicht neu – aber sie bekommen ein neues Gewicht, wenn wir sie im Licht moderner Führung denken. Classroom Leadership ist dabei kein methodisches Patentrezept, sondern ein Möglichkeitsraum: für mehr Wirksamkeit, mehr Selbstreflexion und mehr Vertrauen in unsere Rolle.
Fazit:
Classroom Leadership bedeutet nicht, plötzlich alles anders zu machen. Es bedeutet, das, was wir tun, bewusster zu tun. Aus einer Haltung heraus, die von Klarheit, Mut, Fürsorge, Neugier und Commitment geprägt ist. Es bedeutet, Führung im Kleinen zu leben – und damit Schule von innen heraus zu verändern.
Ich glaube: Die Transformation beginnt beginnt bei uns. Im Klassenzimmer. Im Gespräch. In der Haltung. Die Grundlage für gutes Leadership wird in der Schule gelegt. Also packen wir's an!

Über das Thema habe ich auch beim Podcast "One Best Thing" gesprochen.
Apple Podcasts: https://podcasts.apple.com/de/podcast/one-best-thing-beste-impulse-f%C3%BCr-den-unterricht/id1782283709?i=1000699456862
Quellen:
Dorothea Feurer: Die 5C des Leadership - worauf es als Führungskraft heute ankommt. LinkedIn-Artikel. Zuletzt aufgerufen am 25.03.2025 um 19:57 Uhr.
Dorothea Feurer: Leadership – Kernkompetenzen in der Welt von heute. Teil 1. LinkedIn-Artikel. Zuletzt aufgerufen am 25.03.2025 um 19:57 Uhr.
Dorothea Feurer: Leadership – Kernkompetenzen in der Welt von heute. Teil 2. LinkedIn-Artikel. Zuletzt aufgerufen am 25.03.2025 um 19:57 Uhr.



Kommentare