Interaktive Binnendifferenzierung mit KI: Zwei Vorschläge für KI-Assistenten auf Basis von Mega-Prompts
- Alexander Ludwig

- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Insbesondere im Fach Geschichte, aber auch in anderen Fächern kommt es häufig vor, dass Schulbuch- oder Quellentexte Schüler:innen vor große sprachliche Herausforderungen stellen. Eine gezielte Binnendifferenzierung und ein Scaffolding zum sprachlichen Verständnis, insbesondere zum Begriffsverständnis, können häufig den Unterschied machen zwischen oberflächlichem oder tieferem Verständnis.
Die Grundidee für einen Mega-Prompt habe ich dem Beitrag des geschätzten Kollegen Hauke Pölert auf IQES-online vom Januar 2024 entnommen. (https://www.iqesonline.net/blogs/lernbegleitung-mit-chatgpt-mega-prompts/, zuletzt aufgerufen am 04.02.2025 um 19:05 Uhr) Insgesamt habe ich zwei Vorschläge getestet.
Mein erster Vorschlag eines Mega-Prompts zur Erstellung eines „Verständnishelfers“ für Texte kann Schüler:innen schrittweise durch den Leseprozess leiten und gezielte sprachliche Hilfestellung geben. Durch den aufwändigeren Mega-Prompt soll Skill-Skipping und "unkontrolliertes Feedback" (z.B. durch den neuen Advanced Voice Mode) verhindert werden. Der Helfer gibt nur gezielte Rückmeldung zu einzelnen Begriffen oder Formulierungen. Anfragen zur Erklärung des gesamten Sachverhaltes sollen nicht beantwortet werden. Inwieweit der Assistent dieser Anweisung Folge leistet, werden die Schüler:innen in kürzester Zeit austesten. Das "Debugging" des Assistenten bietet dann eine weitere Lerngelegenheit.
Der Assistent kann für beliebige Fächer angepasst werden und seine Architektur kann (und sollte) mit den Schüler:innen im Voraus mindestens thematisiert werden. Im Idealfall entwickelt man den Assistenten sogar gemeinsam mit den Schüler:innen und schafft dadurch eine neue Sozialform für die Klasse: "Partnerarbeit mit dem KI-Assistenten" (wird so bereits von der Kollegin Kristin van der Meer in der GS praktiziert). Dieses iterative Vorgehen ist meiner Ansicht nach sogar sehr empfehlenswert, da im Sinne eines didaktischen Doppeldeckers nicht nur die fachlich-methodischen Kompetenzen erlernt werden, sondern darüber hinaus auch, wie KI funktioniert, was KI (nicht) leisten kann und wie man effektiv promptet. Das Zusammendenken von "klassischen" Kompetenzen und Digitalkompetenzen ist in einer Kultur der Digitalität die Regel.
Man sollte gemeinsam eine Regelung treffen, wonach die Schüler:innen den Assistenten nach Absprache nutzen dürfen, wenn es um Textverständnis in bestimmten Phasen geht. Der Assistent kann dabei in den Lernprozess auch reflexiv einbezogen werden, indem die Lehrkraft fragt, für welche Leitfrage man sich entschieden hat oder welche Formulierungen bzw. welchen Begriff man sich hat näher erklären lassen. Insgesamt bietet der gesamte Umgang von der Prompt-Erstellung bis zur Nutzung des Assistenten ein großes Lernpotenzial.
Der entscheidende Punkt, der KI-Assistenten so wertvoll macht, ist das "Zuschneiden" auf den Erwerb einer spezifischen Kompetenz mit Hilfe des Assistenten. Die KI hilft also letztlich beim Prozess und nicht beim Produkt, denn es gibt kein Produkt.
Der zweite Vorschlag für einen KI-Assistenten auf Basis eines Mega-Prompts heißt "Theo der Textperte" (tut mir Leid, ich konnte nicht anders!). Er unterstützt Lehrkräfte dabei, die Niveaustufe von Texten anzupassen. Theo geht dabei interaktiv vor und erleichtert den Workflow, indem er die Lehrkraft gezielt durch den Prozess leitet. Beide Prompts funktionieren mit den fobizz KI-Tools. Hier sollte man allerdings auf das stärkste Chat GPT Modell 4o (nicht 4o mini) zurückgreifen. Die Stärke von KI-Assistenten liegt darin, dass man sie für eine gezielte Interaktion optimieren und individuellen Kontext hinterlegen kann.
Neben den bereits angesprochenen Potenzialen bieten die individuellen Assistenten zum Beispiel auch die Möglichkeit, innerhalb der Fachschaften als "Standards" etabliert und gemeinsam weiterentwickelt zu werden. Nicht jeder muss sofort einen guten Assistenten "von vorne" entwickeln können. Mit einem vorhandenen Prompt kann jeder einen erprobten Assistenten in der eigenen Oberfläche anlegen und nutzen.
Wer die Prompts meiner beiden Beispiele ausprobieren und im Detail nachvollziehen oder Verbesserungsvorschläge machen möchte, ist herzlich eingeladen, die Datei mit beiden Prompts hier herunterzuladen. Die Prompts können so wie sie sind kopiert werden.
Beide Prompts sind weder perfekt noch fertig. Ich finde in der Benutzung immer wieder kleine Lücken, die ich dann durch einen Zusatz im Prompt schließen kann.
Beide KI-Assistenten sind lediglich Beispiele dafür, was möglich ist. Grundsätzlich kann alles umgesetzt werden, was im Bereich des Vorstellbaren liegt. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass der gesamte Prozess der Erstellung eines KI-Assistenten, gemeinsam mit den Schüler:innen eine große Lerngelegenheit darstellt, die man (bei vorhandener fobizz-Lizenz) unbedingt nutzen sollte.
Stand: 24.04.2025



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