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Konnektivismus als Katalysator von Transformationsprozessen

  • Autorenbild: Alexander Ludwig
    Alexander Ludwig
  • 25. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Apr.


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Warum die Fähigkeit zu wissen wichtiger ist als Wissen. (nach George Siemens)


In einer Welt, in der Informationen nicht mehr primär gespeichert, sondern stetig vernetzt, verlinkt und neu zusammengesetzt werden, geraten klassische Bildungsvorstellungen ins Wanken. Der Konnektivismus, geprägt durch George Siemens und Stephen Downes, tritt in diesem Spannungsfeld als theoretisches Gerüst auf, das nicht weniger als eine tiefgreifende Neuausrichtung unseres Lernverständnisses fordert. Er ist dabei nicht nur Theorie, sondern auch Katalysator – und genau darin liegt sein transformierendes Potenzial.


Vom Lernobjekt zum Knotenpunkt

Traditionell war Lernen an Orte, Zeiten und Personen gebunden. Die Schule fungierte als Raum der Wissensweitergabe, Lehrkräfte als Expert:innen, Schüler:innen als Rezipient:innen. Der Konnektivismus stellt diese Rollenverteilung infrage: Wissen liegt nicht mehr nur im Kopf, sondern im Netzwerk. Wissen als Fähigkeit steht über dem starren Wissen als Wissensbestand. Lernende werden zu Knotenpunkten in digitalen, sozialen und kulturellen Gefügen, in denen Lernen ein Prozess der aktiven Verknüpfung, des Filterns und Bewertens ist.

Diese Perspektive verschiebt den Fokus: Nicht mehr das Was des Lernens steht im Zentrum, sondern das Wie des Verknüpfens. In einer Welt, in der Fakten jederzeit abrufbar sind, wird es entscheidend, wie man Informationen in Beziehung setzt, wie man Relevanz erkennt und wie man mit Unsicherheit umgeht.


Lernen als Transformation – nicht als Addition

Die Kraft des Konnektivismus liegt nicht in seiner Technikeuphorie, sondern in seiner Deutung von Bildung als kultureller Praxis. Wenn Lernen bedeutet, sich als Teil eines größeren Gefüges zu begreifen, dann impliziert das eine Veränderung im Selbstbild. Schüler:innen lernen nicht mehr nur etwas über die Welt, sondern lernen, sich in ihr zu orientieren.

Diese Verschiebung hat Konsequenzen für Schule als Institution:

  • Curricula werden fluider, projektorientierter, interdisziplinärer.

  • Lehrkräfte werden zu Coaches, Netzwerker:innen, Resonanzkörpern.

  • Lernräume öffnen sich – zeitlich, räumlich, digital.


Kritisch, aber offen

Natürlich: Der Konnektivismus bleibt nicht ohne Kritik. Er ist keine allumfassende und fundierte Theorie, kein pädagogisches Allheilmittel. Die Gefahr, Wissen und kritisches Denken durch bloßes Informationsmanagement zu ersetzen, ist real. Auch die sozialen Ungleichheiten im Zugang zu digitalen Räumen dürfen nicht ignoriert werden. Und dennoch – oder gerade deshalb – ist der Konnektivismus eine Einladung, Bildung neu zu denken.

Nicht als Tabula rasa, sondern als Weiterentwicklung. Nicht als technologische Mode, sondern als Antwort auf ein verändertes Weltverhältnis in der Digitalität.


Fazit: Der Mensch im Netzwerk

Konnektivismus ist dort am stärksten, wo er nicht nur erklärt, wie wir lernen, sondern warum wir lernen müssen, uns zu vernetzen – als Individuen in einer komplexen Welt. In der Schule kann er zum Katalysator für eine Pädagogik werden, die nicht an der Vergangenheit haftet, sondern die Zukunft mitgestaltet: durch Offenheit, Vernetzung und die Bereitschaft, Lernende ernst zu nehmen als Subjekte in Bewegung.


Quellen und Literaturempfehlungen:

 
 
 

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